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Workshop „Die Bedeutung von Gesundheit für MigrantInnen”

Rosaline M’bayo, Berlin
25. März 2011



Im Workshop ging es – wie zuvor schon im Impulsreferat – um die unterschiedlichen Auffassungen von Gesundheit und Krankheit, und wie sich diese auf die Behandlung auswirken können.


Dazu wurden die TeilnehmerInnen nach einer Vorstellrunde – in der auch Erwartungen und ein evtl. vorhandener Migrationshintergrund gesammelt wurden – in Gruppen eingeteilt. Bei der Gruppeneinteilung wurde auf Migrationshintergründe Rücksicht genommen. So arbeiteten z.B. die TeilnehmerInnen mit einem Migrationshintergrund eines afrikanischen Landes zusammen (im folgenden Gruppe I), oder alle ÖsterreicherInnen (Gruppe II). Eine dritte Gruppe war demgegenüber sehr heterogen – jede/r TeilnehmerIn aus einem anderen Kontinent (Gruppe III).



Aufgabenstellung war zunächst die (landläufige) Sicht auf Gesundheit zu definieren, was Gesundheit bedeutet und welche Rolle Religion, Kultur und Tradition dabei spielen.


Gruppe I fand „persönliche Definitionen von Gesundheit: Gute Ernährung und Bewegung, seelisches und geistiges Wohlbefinden (Glücklich sein, Zufriedenheit) und die Abwesenheit von Krankheit bzw. Schmerzen. Krank sein sei demgegenüber ein Zustand mit erheblichen körperlichen Auswirkungen („nicht mehr aufstehen können). Traditionelle Behandlungsmethoden spielen eine große Rolle, diese werden aus Gründen der Tradition aber auch aus finanziellen Gründen gewählt, besonders bei bestimmten Erkrankungen. Die Entscheidung, ob traditionelle oder moderne Methoden zum Einsatz kommen sei eine bewusste und kulturelle. Auch Religion spiele eine große Rolle, so sei etwa der Pastor bzw. eine Kirche Anlaufstelle bei Erkrankungen. Der Glaube an Gott – bzw. rituell in Form von gesegnetem Wasser – sei für manche genug Heilmittel und werde Medikamenten vorgezogen.


Gruppe II sah Gesundheit als Balance zwischen Körper, Seele und Geist bzw. als „bio-psycho-soziales Wohlbefinden. Gesundheit und Krankheit werde in der Tradition der Aufklärung vornehmlich wissenschaftlich betrachtet. Gesellschaftlich sei Gesundheit der „Normalzustand, der keine Behandlungsintervention notwendig mache (man habe ohnehin „keine Zeit für´s Krank sein). Zur bissenschaftlich-medizinischen Betrachtung käme aber auch (in letzter Zeit verstärkt) die traditionelle, überlieferte und die spirituelle. Es gebe einen Trend zum „komplementären Switchen im Sinne einer ganzheitlichen Sichtweise.


Gruppe III arbeitete Unterschiede und Gemeinsamkeiten in drei verschiedenen Ländern (USA, Südafrika, VR China) heraus. Gesundheit wurde ähnlich definiert, als körperliches, psychisches und seelisches Wohlbefinden. Einflussfaktoren seien u.a. die Familie, soziale Gerechtigkeit, kulturelles Verständnis in heterogenen Gesellschaften, Arbeitsmöglichkeit und gute Ernährung. Aus spiritueller Sicht wurde die Rolle des Betens, Segnens bzw. Meditierens festgehalten. Einer der Unterschiede sei die Inanspruchnahme von Vorsorgemedizin, die speziell in den USA schon aus finanziellen Gründen notwendig sei (spätere Behandlungen seien sehr teuer).



Eine zweite Aufgabe war dann, im Hinblick auf die Behandlung von MigrantInnen in Österreich Bedürfnisse zu definieren, Erwartungen zu formulieren bzw. Lösungsvorschläge zu machen.


Gruppe III sah die Sprache als Schlüssel. Information, Aufklärung, Bewusstseinsbildung und das Schaffen von mehr Vertrauen in das Gesundheitssystem durch Sensibilisierungsarbeit für die Gruppe der MigrantInnen wurden als wichtige Lösungsansätze formuliert. Diese könne durch MultiplikatorInnen, wo MigrantInnen selbst als VermittlerInnen auftreten, geschehen, aber auch durch spezifische Angebote für MigrantInnen (was auch eine Finanzierungsfrage sei). MigrantInnen müssen aber auch selbst mehr nach außen gehen und sich im österreichischen Kulturkreis bewegen. Kultursensibilisierung müsse von beiden Seiten betrieben werden.


Gruppe II sah einen Lösungsansatz im Geben von Entscheidungshilfen und Erleichtern von Zugängen zu den entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten. Auch hier sei die Ausbildung von Info-TrägerInnen (MediatorInnen) und die Information über das ortsansässige Verständnis im Dialog wichtig. Parallelitäten seien zu akzeptieren und bieten eine Möglichkeit, voneinander zu lernen.


Auch Gruppe III wies neben ausreichenden Sprachkenntnissen auf die Wichtigkeit von MediatorInnen hin. Diese müssen allerdings eine passende Ausbildung und die Motivation für die Aufgabe mitbringen. Diese Arbeitsplätze müssen geschaffen werden, was eine entsprechende Finanzierung und damit das politische Einverständnis voraussetze. Darüber hinaus sei die Partizipation von MigrantInnen im Gesundheitssystem wichtig, was entsprechende Projekte notwendig mache.


FdP: Stefan Kontur (ProHealth)